Mäandernde Wege, künstlich angelegte Teiche, Pflanzenvielfalt und Kunst wohin das Auge reicht: Seit 2003 bereichert der Österreichische Skulpturenpark Premstätten in der Nähe von Graz nicht nur die heimische Natur- und Kulturlandschaft, sondern zählt – wie die Aufnahme in zahlreiche internationale Führer zum Thema zeigt – zu den besten „Sculpture Parks“ Europas. Warum beispielsweise auch die englische Zeitschrift „The Guardian“ den Park unter die Top-Ten listet, lässt sich am besten freilich selbst erkunden. Die Besucher*innen erwartet ein sinnlicher, entspannter Ausflug zur Kunst mitten in die Natur.
Auf dem 7,5 Hektar großen Gelände herrscht beschauliche Stille – nur hin und wieder wird die Ruhe durch das eine oder andere seltsam anmutende Geräusch unterbrochen. Manche der über 70 hier ausgestellten Skulpturen sind in ständiger oder gelegentlicher Bewegung, andere wie beispielsweise das Glaslabyrinth der österreichischen Künstlerin Matta Wagnest oder die „Espenkuppel“ des österreichischen Künstlers Bernhard Leitner – laden zum Betreten ein. Letztere wurde ebenso wie die Arbeit des österreichischen Zeichners, Objektkünstlers und Landschaftsdesigners Mario Terzic aus oder mit Hilfe der Natur geformt. Der aus lebenden Bäumen gestalteten Schiffsrumpf zählt zu den Eyecatchern der Anlage.
Nicht minder prominent ist Erwin Wurms „Fat House“. Der Künstler, der zu den prominentesten heimischen Kunstschaffenden zählt, ist noch mit zwei weiteren Arbeiten im Park vertreten. Seinem „Bunker“ steht der/die Besucher*in im weiter hinten gelegenen Fasangarten gegenüber. Dieser bildet gemeinsam mit dem Berggarten einen Teil des Geländes, das Dieter Kienast einst für die Gartenschau im Jahr 2000 errichtete. Der Schweizer Gartenarchitekt konnte damals die Jury aufgrund der Möglichkeit für eine spätere Nutzung überzeugen. Mit der von Emil Breisach 1981 begründeten Sammlung jüngerer österreichischer Skulpturen, rund um das ORF Landesstudio Steiermark, bezogen schließlich die ersten Skulpturen gemeinsam mit Leihgaben und neuen Auftragswerken das Areal. Unter jenen ersten Werken, die hier im Jahr 2000 aufgestellt wurden, befand sich damals auch Herbert Boeckels „Atlantis“ – eine Frauenfigur, die Boeckl in Anlehnung an einen früheren Akt schuf. Heute laden unter anderem Rudi Molaceks schwarze Rosenblüte sowie Bryan Hunts „Charioteer“ zum Lustwandeln im Rosengarten und eine von Peter Kogler als Sitzbank gestaltete Möbelskulptur zum Verweilen und zum Seele baumeln lassen ein.
Mit „Die Erdkugel als Koffer“ befindet sich auch ein Werk des Pioniers der Medienkunst, Peter Weibel, (der zudem im Beirat der internationalen Stiftung des Österreichischen Skulpturenparks das Konzept des Parks mitentwickelte) im Berggarten. In unmittelbarer Nähe verstört und fasziniert Nancy Rubins Skulptur aus diversen Flugzeugteilen. Wer sich nicht bereits beim Eingang, magisch angezogen, dem Objekt genähert hat, hat beim Verlassen des Parks noch Gelegenheit einen näheren Blick darauf zu werfen. Der Park wartet nicht nur mit dem Who is Who der österreichischen Künstlerschaft auf – rund 20 Prozent der Skulpturen auf dem Gelände wurden von internationalen Künstler*innen geschaffen – sondern bietet ganz im Sinne von Dieter Kienast als „Ort der Lustbarkeit“ und „der Sinnesfreuden“ ein idyllisches Ausflugsziel.
Vom Symposion zum Kunst- und Naturraum
Ebenfalls einen Besuch wert ist der Skulpturenpark in Lindabrunn in der Nähe von Leobersdorf. Das Gelände wurde erstmals 1967 auf Initiative des Bildhauers Mathias Hietz für ein (ursprünglich einmalig geplantes) Bildhauersymposion genutzt, das in Folge bis 1997 jährlich stattfand. Viele der hier entstandenen Einzelskulpturen sowie Gemeinschaftswerke können noch heute beim Spaziergang über das 12 Hektar große Gelände besichtigt (angegriffen und begangen) werden. Die Arbeiten bilden einen Querschnitt österreichischer und internationaler Steinbildhauerkunst der 1970er bis 1980er Jahre. Zu sehen sind aber auch neuere Arbeiten – wie beispielsweise „Das Dorf“ von Matthias Mollner und Gerda Schorsch aus dem Jahr 2011. Ebenfalls auf dem Gelände ausgestellt ist Mollners Arbeit „Wurmloch#1“ von 2019. Während letzteres aus einer Stahlkonstruktion mit Beton, Epoxidharz und Lack besteht sind viele der (vor allem älteren) Werke aus dem im nahen Steinbruch abgebauten „Lindabrunner Konglomerat“ gefertigt. Darunter beispielsweise Skulpturen von Hermann Klinger, Mathias Hietz und Franz Katzgrabe. Besonders in der Dunkelheit entfalten die „Lichtkunstbänke“ des Schweizer Bildhauers Franceso Mariotti ihre Wirkung. Infopoints informieren die Besucher über die Arbeit der Steinbildhauer aber auch zu den Themen Fauna und Flora.
Die Parallel ist parallel in Wien und Gmunden
Nur temporär zu bestaunen sind heuer hingegen erstmals zwei von der Kunstmesse „Parallel Vienna“ organisierte Skulpturenparks. Der 5.000 Quadratmeter große Garten des Palais Auersperg verbindet diesen Sommer Skulpturale Arbeiten mit Kulinarik. Die Besucher*innen erwarten unter anderem Werke von Birgit Sauer, Gert Resinger und Heidi Tschank. Ebenfalls dieses Jahr zum ersten Mal stattfindet der von der „Parallel Vienna“ im Rahmen der „Festwochen Gmunden“ organisierte Skulpturengarten im Gmundner Toscana-Park statt. Über 20 Werke von internationalen und österreichischen Künstler*innen – darunter renommierte Namen wie Cäcilia Brown, Brigitte Kowanz, Manfred Wakolbinger und Hans Weigand – laden zum Verweilen auf der Insel ein.
Allen, die von Arbeiten aus dem Bereich Skulptur nicht genug bekommen konnten, bot heuer das Ausstellungsformat „AiR 101“ im Juli erstmalig eine interessante Werkauswahl. Gezeigt wurden 14 unterschiedliche künstlerische Positionen an drei verschiedenen Locations. Während in der Hipp-Halle beispielsweise die großformatigen Arbeiten von Eva Schlegel und Peter Sandbichler zum Staunen einluden, eroberte die Installation „Desert Plants“ von Sofia Goscinski das baufällige Glashaus der Stadtgärnerei. Das Programm soll im Hinblick auf das Jahr 2024, in dem Bad Ischl den Titel Kulturhauptstadt Europa trägt, in weiterer Folge jährlich wachsen.
Skulpturenpark Premstätten
www.museum-joanneum.at/skulpturenpark
Symposium Lindabrunn
www.symposion-lindabrunn.at
Parallel Skulpturenpark Gmunden
https://www.festwochen-gmunden.at/de/aktuelles-programm/show/Parallel%20Skulpturenpark-100
Parallel Skulpturenpark Wien
www.freiluft.co.at
Titelbild: Skulpturenpark Premstätten © Schäfer
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